Wiedereröffnung der Burg Botzlar

Wiedereröffnung der Burg Botzlar: Ein Ort mit Geschichte und Zukunft

Am Samstag, den 10. Mai 2025, durften wir gemeinsam mit zahlreichen Gästen die feierliche Wiedereröffnung der Burg Botzlar in Selm feiern. Für uns als Architekturbüro Vervoorts & Schindler Architekten BDA war dies ein besonderer Moment – der Abschluss eines anspruchsvollen und außergewöhnlichen Projekts, das uns über mehrere Jahre begleitet hat.

Sanierung mit Fingerspitzengefühl
Die Burg Botzlar ist weit mehr als ein Baudenkmal – sie ist ein identitätsstiftender Ort für Selm, tief verwurzelt in der Stadtgeschichte. Diese historische Substanz zu erhalten und gleichzeitig für eine zeitgemäße Nutzung fit zu machen, war unser Anspruch. Die Sanierung erforderte technisches Know-how, gestalterisches Feingefühl und immer wieder die Bereitschaft, flexibel auf den Bestand zu reagieren.
Eine der ersten großen Herausforderungen war die Überarbeitung des ursprünglichen Entwurfs: Der geplante Anbau ließ sich aus statischen Gründen nicht umsetzen. Stattdessen entwickelten wir einen reduzierten Treppenturm als zweiten Rettungsweg – funktional notwendig, gestalterisch zurückhaltend, im Dialog mit dem Bestand.

Der denkmalgeschützte Dachstuhl stellte eine weitere Aufgabe dar. Kein normiertes Holztragwerk, sondern ein gewachsenes Konstrukt aus Jahrhunderten – voller Geschichte und Widersprüche. Um ihn zu erhalten und gleichzeitig heutigen statischen Anforderungen gerecht zu werden, ergänzten wir ihn durch eine neue Dachkonstruktion. Das Ergebnis: neue, großzügige Räume im Dachgeschoss, die Alt und Neu verbinden.
Auch die sichtbaren Deckenbalken im Inneren konnten wir in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege bewahren und statisch sichern – ein zentrales Element, das zur Atmosphäre der Innenräume maßgeblich beiträgt.
Die Unebenheiten der alten Decken machten konventionelle Bodenaufbauten unmöglich. Unsere Lösung: ein Gussasphalt-Estrich, der sich nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch überraschend gut in das historische Umfeld eingefügt hat.
Im Sommer 2023 traten plötzlich Risse in den Wänden des Erdgeschosses auf – Folge des sinkenden Grundwasserspiegels und der daraus resultierenden Absenkung der Fundamente. Gemeinsam mit Spezialfirmen stabilisierten wir den Baugrund durch Injektionen und Mikro-Rammpfähle. Diese Maßnahmen sicherten nicht nur die Standsicherheit, sondern verlangten auch eine Neuorganisation der Bauabläufe – mit einem starken Teamgeist aller Beteiligten.
Dass wir heute ein Gebäude übergeben konnten, das den Anforderungen der Zukunft ebenso gerecht wird wie dem Respekt vor der Vergangenheit, verdanken wir der hervorragenden Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern: Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Selm, der Denkmalpflege, den Bauaufsichtsbehörden, der Bürgerstiftung Selm sowie den engagierten Fachfirmen.

Ein neuer Ort für Selm
Mit der Wiedereröffnung geht die Burg Botzlar in die Verantwortung der Bürgerstiftung Selm über – ein Ort der Begegnung, des Austauschs, der kulturellen und sozialen Nutzung. Wir wünschen der Stiftung und allen Nutzerinnen und Nutzern, dass dieser Ort mit Leben gefüllt wird – mit Ideen, Veranstaltungen und Geschichten, die Vergangenes bewahren und Neues ermöglichen.

Wir bedanken uns für das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde, und blicken mit Stolz auf dieses Projekt zurück. Die Burg Botzlar bleibt – in neuem Glanz, mit alter Seele.