Bielefeld 2012
Entwurf: 2012
NGF: 33.700 m²
BGF: 37.200 m²
BRI: 175.600 m³
Baukosten: – €
BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Niederlassung Bielefeld
in Abstimmung mit der
Universität Bielefeld
Dipl.-Ing. M.A. Eric Polenz
Franziska Glathe
Eva Jolanta Weiß
Corinna Knuschke
Der durch intensive und vielfache Nutzung robuste Umgang mit dem Gebäude erfordert die Verwendung möglichst langlebiger, natürlicher und haptischer Baustoffe innen wie außen. Diesem Ziel wird durch Einsatz von Beton, Stahl, Glas, Naturstein und Holz Rechnung getragen.
Die vorhandene modulare Grundstruktur des UHG soll durch ein neues Hauptgebäude einen definierten Festpunkt erhalten, gleichzeitig jedoch durch das Aufgreifen und Fortschreiben der bestehenden Gebäudemorphologie den Bestand und dessen klare Architektursprache stärken!
Wandelnde Anforderungen an die Gebäudenutzung, dringend erforderliche Sanierungen und Erneuerungen der Baukonstruktion, der technischen Gebäudeausrüstung sowie erheblich veränderte Anforderungen an die Energieeffizienz des Gebäudes sollen bewusst nicht zum Anlass genommen werden, um eine grundlegend andere Formen- und Farbsprachen im Neubau und im bestehenden UHG einzuführen.
Diesem Leitgedanken folgend entwickelt sich die Architektur des neuen Hauptgebäudes und auch die sich anschließende Sanierung des Bestandes konsequent aus der Aufnahme der bestehenden Erschließungsstruktur und dem bestehenden Dreiklang von vorhandener Maßstäblichkeit, Form und Farbgestaltung unter Berücksichtigung heutiger baukonstruktiver, technischer und bauphysikalischer Anforderungen.
Durch die Verlagerung publikumsintensiver Nutzungen, wie der Mensa in den
Neubau ENUS erfährt die bestehende orthogonale Haupterschließung eine gravierende Veränderung der Wegebeziehungen. Parallel zur zentralen Halle entstehen zwei neue gleichwertige Magistralen in OW-Richtung mit dem Boulevard ENUS und dem Boulevard UHG Nord.
Die Ausweitung des ursprünglichen orthogonalen 2-Wege-Systems unterstreicht zwar grundsätzlich den variablen Grundgedanken des modularen Systems hinsichtlich seiner Durchlässigkeit und vielfältigen Ergänzbarkeit, führt jedoch gleichzeitig zum Verlust eines baulich definierten Universitätszentrums. Um diesem Zentrum ein eindeutiges Gesicht nach außen zu geben und städtebaulich erlebbar zu machen, wird das neue Hauptgebäude am Schnittpunkt `Zugang Stadtbahn` und Boulevard UHG Nord dreiseitig durch einen Platz gefasst. Die Verkehrswege werden gebündelt, unterschiedliche Ebenen durch Treppenanlagen verbunden und durch eine nach allen Seiten offene Geländeterrassierung vermittelt.
Der Hauptzugang zur Universität erfolgt nach wie vor über den bestehenden Zugang. Dieser öffnet sich im Innenbereich zu einer 2-geschossigen Halle, die zusätzlich fließend auch in die zentrale, atriumartig gestaltete Halle des neuen Eingangsgebäudes übergeht.
Die gesamte neue Eingangssituation ist geprägt durch Transparenz, guten Orientierungsmöglichkeiten und Durchlässigkeit.
Die Ausbildung des neuen Eingangsgebäudes als Atrium ermöglicht die Schaffung einer zentralen Anlaufebene für die geforderten Nutzungsbereiche sowie eine einfache vertikale Erschließung, mit gleichzeitig einfacher Orientierung durch Blickbeziehung nach außen und zur zentralen Halle.
Publikumsintensive Nutzungsbereiche gruppieren sich in den Geschossen zentral um das Atrium und werden über den freistehenden Erschließungskern direkt erschlossen. Abteilungen und Dezernate mit geringem Publikumsverkehr sind im Querzahn des Neubaus angeordnet und werden über einen separaten Erschließungskern von Atrium bzw. vom bestehenden Verkehrskern des Bauteils K erschlossen.
Auf der Ebene 0 des Neubaus ist im Schnittpunkt zum Bestand die neue Cafeteria als Bindeglied angeordnet.
Die Bibliotheksebene 1 erhält eine neue zentrale Erschließung vom Atrium aus, an den sich die Bibliotheksverwaltung, offene Studentenarbeitsplätze, Ausstellungsbereiche und der Lese- und Zeitungssaal der Universitätsbibliothek anschließen.
Der neue Betriebshof wird an der Ostseite des Zahns auf einer Geländehöhe von – 5,85 m (Rampenhöhe für LKW-Anlieferung ~1,30 m) angeordnet. Um eine jederzeit unabhängige Anlieferung zu gewährleisten, sollte im weiteren Planungsverfahren eine Anbindung des Wirtschaftshofes an die Zufahrtstrampe der Fahrstraße auf E 01 angestrebt werden. Die erste Anbindung des Wirtschaftshofes erfolgt über ein in das Gelände eingeschnittenes Rampenbauwerk von der Morgenbrede.
Der kompakt gestaltete Baukörper des Neubaus soll als präzise „städtebauliche“ Knotenpunkt die bestehenden Raumzusammenhänge vernetzen und den Hauptzugangsbereich zentrieren.
Die Gliederung des blockartigen Baukörpers in einen sich in den zahnartigen Bestand einreihenden stehenden Quader und in einen das Atrium umfassende liegenden Quader öffnen sich über 2 Geschosse zum Platz, um einen adressbildende Wirkung zu entfalten.
Die Neubaufassaden, aber auch die sukzessive zu sanierenden Fassaden des UHG nehmen bewusst die bereits bestehende Baustrukturen – baukörperliche Ausbildung und Fassadenstrukturen – auf, um einen gestalterischen Bruch zwischen dem Neubau und dem Bestand über den langjährigen Sanierungszeitraum bis 2025 zu vermeiden. Die Vorhangfassade des Neubaus zwischen Fenster- und Brüstungsbändern wird jedoch im Gegensatz zur Bestandsfassade tiefer profiliert und in der Materialität der kontrastierende Dialog von opaken weißen Fassadenflächen und blau-schwarz wirkenden Fensterbändern eingesetzt, um den eigenständigen Charakter der Gesamtanlage noch stärker hervorzuheben. In diesen Gestaltungsansatz wird das zentrale mehrgeschossige glasüberdeckte Atrium einbezogen. Der lichtdurchflutete Hallenraum bietet auf allen Ebenen Orientierung und unterstützt durch seine Transparenz die Verbindung mit der zentralen Halle.
Der durch intensive und vielfache Nutzung robuste Umgang mit dem Gebäude erfordert die Verwendung möglichst langlebiger, natürlicher und haptischer Baustoffe innen wie außen. Diesem Ziel wird durch Einsatz von Beton, Stahl, Glas, Naturstein und Holz Rechnung getragen.
Die Materialien werden in ihrer Eigenschaft belassen, um ihren Charakter unmittelbar und unverfälscht zur Gestaltung zu bringen und durch die Wechselwirkung mit Tageslicht für die Nutzer von innen und außen erlebbar zu machen. Als gestaltgebendes Material werden für den Neubau und die Fassaden des UHG Glas und weiße Alu-Vorhangelemente eingesetzt, die durch ihre Staffelung in der Tiefe, durch die sich ständig verändernde Struktur, im Wechsel von Licht und Schatten der Fassade eine vielfältige und nuancenreiche Oberfläche verleiht und dem Gebäude einen unverwechselbaren Charakter gibt.
Im Innenbereich werden diese Elemente aufgegriffen und in den Kontrast zu den Innenausbauten und der Einrichtung mit Holz- und Naturstein in warmen Grundtönen gesetzt.
Die vorhandenen sichtbaren Stahlverbundkonstruktionen im Bestand bleiben, soweit brandschutztechnische Bewertungen nicht entgegenstehen, erhalten und werden in das neue Gestaltungskonzept farblich intergiert. Die Erkennbarkeit von verschiedenen Tragsystemen bildet nach wie vor einen wichtigen Teil der Atmosphäre des Gebäudes.
Das Tragwerk des neuen Eingangsgebäudes wird in konventionelle Stahlbetonbauweise aus den Elementen Stütze, Unterzug und Deckenelementen mit einem größtmöglichen Vorfertigungsgrad entstehen. Die Ausführung in Stahlbeton ermöglicht gleichzeitig die Berücksichtigung des konstruktiven Brandschutzes, ohne weitere zusätzliche Maßnahmen.
Die Fassade ist aus thermisch getrennten, stranggepressten Aluminiumprofilen konzipiert und wird als Elementfassade im Werk vorgefertigt. Für den Neubau werden jeweils Elemente mit einer Breite von 2.700 mm und einer Höhe entsprechend der Öffnungshöhe und für den Bestand. Elemente mit der jeweiligen Geschosshöhe gefertigt. Sie werden als Komplettelement auf die Baustelle gebracht und mittels eines speziellen Hebewerkzeuges in die vorher angebrachte Aufhängekonstruktion eingehängt und befestigt. Die Dichtebenen der einzelnen Elemente sind so ausgebildet, dass eine absolute Wasserdichtheit gewährleistet ist und thermische Ausdehnungen aufgenommen werden können. Kopplungsstöße sind alle 2.700 mm vorgesehen, in der dazwischenliegenden Teilung von 1.350 mm sind Pfosten vorgesehen die außenseitig so ausgebildet sind, dass eine möglichst schmale Glaseinfassung sichtbar wird.
Der geschlossene Brüstungsbereich ist raumseitig mit einer Glattblechkonstruktion so ausgebildet, dass die innere Fläche zwischen den einzelnen Aluminiumprofilen und der Innenfläche der Blechverkleidungen absolut flächenbündig sind. Außenseitig wird ebenfalls eine Glattblechverkleidung zur Abdeckung der Mineralfaserdämmung (Schmelztemperatur >1000°C) angeordnet. Im transparenten Bereich kommen sowohl fest verglaste Felder als auch seitliche angeordnete Elemente als Dreh-Kipp-Flügel zur Ausführung.
Die Elementbefestigung erfolgt an einer Hilfskonstruktion als Stahlkonstruktion, die zwischen den Rohbaustützen unterhalb der Betondecke angeordnet werden. Die Befestigungselemente werden so ausgebildet, dass eine dreidimensionale Justierung der Fassadenkonstruktionen möglich ist. Die Verglasung ist als Dreischeiben-Isolierverglasung mit einem U-Wert 0,7 W/m2K vorgesehen.
Im Brüstungsbereich wird eine ca. 200 mm auskragende Blechverkleidung vor den einzelnen Fassadenelementen vorgehängt. Diese Blechverkleidung dient zur optischen Profilierung der Fassade aber auch als Einbauebene für den äußeren Sonnenschutz.
Die Blechverkleidung wird aus Aluminiumblechen gefertigt und mittels wasserführender Unterkonstruktion und Agraffeneinhängungen befestigt. Die Außenfensterbank ist so konzipiert, dass Niederschlagswasser kontrolliert in die vertikale Unterkonstruktion der Blechverkleidung eingeleitet wird und so eine kontrollierte Entwässerung gewährleistet wird.
Der nach Erfordernis angeordnete außenliegende Sonnenschutz ist als Lamellenraffstore mit 80 mm breiten ungebördelten Lamellen und seitlichen Seilführungen mit elektrischer Betätigung geplant. Diese Konstruktion gewährleistet eine Windlasttauglichkeit bis zu 17,0 m/sec.
Als übergeordnete Sicherungselemente kommen Sturm-, Regen- und Sonnenwächter zur Ausführung, die über Zentralen gesteuert und programmiert werden.
Sämtliche sichtbaren Oberflächen der einzelnen Bauteile sind pulverbeschichtet.
Als Brandschutzelemente im Brüstungsbereich werden raumseitig Brandschutzelemente in Form von Promatplatten o. ä. mittels einer Unterkonstruktion aus ummantelten Stahlprofilen auf der Betondecke angeordnet. Unterhalb der Betondecken wird eine Hilfskonstruktion zur Befestigung der Fassadenelemente ebenfalls mit Promatplatten o. ä. verkleidet. Der Luftraum zwischen der Fassadenkonstruktion und den Brandschutzplatten wird vollflächig mit Mineralfaserdämmung mit einer Schmelztemperatur >1000°C ausgefüllt.
Oberhalb und unterhalb der Rohbaukonstruktion werden durchlaufende Stahlanschlusswinkel angeordnet die ebenfalls mit Promatplatten o. ä. abgedeckt. Diese verhindern eine Ausbreitung des Brandes zwischen Fassade und Brüstung. Gleichzeitig bilden diese den rauchdichten Anschluss der Fassade zum Rohbau.
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